part 58
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»Und? Wie viel kostet es?« Chyna hatte auf Deacan gewartet, während er mit einem Techniker über den Zustand seiner Duress gesprochen hatte. Der Gesichtsausdruck des Privateers sprach Bände.
»Zuviel. Von den Geld für die Reparatur kann ich mir gleich einen neuen Jäger kaufen, so sieht es aus.«
»Doch so schlimm?« Chyna trat etwas näher an Deacan heran.
»Allerdings. Ich werde versuchen, wieder eine Drakkar zu bekommen. Irgendwie vermisse ich meine alte Mühle sogar. Die Duress war zwar schön und gut, aber nur bedingt für meine Arbeit geeignet. Später, wenn das alles hier zu den Akten gelegt worden ist, sattle ich allerdings wieder auf eine Duress um, der Bequemlichkeit halber.«
»Aha, der Bequemlichkeit halber. So nennst du das also?«
»Wie darf ich denn das verstehen?« Chyna lächelte.
»Denkst du, dass ich keine Augen im Kopf habe? Diese kleine Maschine war dir doch in kürzester Zeit richtig ans Herz gewachsen. Ich erinnere mich sehr deutlich an deinen ersten Flug mit dem Teil. Nach der Landung hast du dir etwas schwarze Farbe gekauft und einen Schriftzug seitlich unter dem Cockpit aufgetragen. Storm. Netter Name für ein Stück Technologie.«
»Nun gut, dann werde ich jetzt rote Farbe kaufen und deinen Körper mit einen Schriftzug verzieren.«
»Erstens verlange ich schwarze Farbe dafür, zweitens darf nur das Wort Death auf meiner Brust stehen und drittens versuchst du das nur einmal. Da gehören nämlich zwei Personen dazu, einer der malt und einer, der sich bemalen lässt.«
»Darf man kurz stören?« Manley gesellte sich zu den beiden und überreichte Deacan eine Liste. »Der offizielle Schadensbericht, Ser Tron. Es sieht nicht gut aus, außer Dawsons Maschine sind die anderen zu schwer beschädigt, als dass sich eine Instandsetzung noch lohnen würde.«
»Das wirft uns ziemlich weit zurück. Wie sieht es mit Ersatz aus?«
»Mies, und das ist noch die höfliche Umschreibung. Ich spreche mit Ser Hassan, aber ich glaube nicht, dass er da etwas in die Wege leiten wird. Wir sind schon knapp bei Kasse.« Deacan schien kurz zu überlegen.
»Dann muss Drake uns helfen.«
»Drake?«
»Ja, ihr Auftraggeber Ser Arris müsste entsprechende Möglichkeiten besitzen. Leider dauert das sicher seine Zeit.« Manley sah sich suchend um.
»Wo steckt das Clan-Liebchen eigentlich?«
»Tja, wenn sie nicht bei ihrem Jäger ist, dann würde ich mal sagen, dass sie ihren Ärger mit etwas Alkohol weg spült. Passiert schließlich nicht jeden Tag, dass man seinen Jäger verschrottet. Und Drake hing regelrecht an dem Teil.« Manley mühte sich ein Lächeln ab.
»Ich weiß, es hilft Ihnen nicht wirklich weiter, aber an Ihrer Stelle würde ich es Sera Drake gleichtun. Heben Sie einfach einen über den Durst, Ser Tron. Morgen sieht alles ein wenig anders aus.«
»Sie meinen also, dass die dann einsetzenden Kopfschmerzen allen anderen Ärger überdecken, mh?«
»War nur ein Vorschlag, kein Befehl« Manley machte auf ihren Absätzen kehrt, warf aber noch einen kurzen Blick auf Deacan und Chyna. »Ich werde sehen, ob ich Ihnen nicht weiter helfen kann. Man sieht sich, bye.« Chyna lenkte die Aufmerksamkeit ihres Partners wieder auf sich.
»Was meinst du? Gehen wir ein paar Bier kippen?« Bier? Nein, das war unpassend.
»Wie wäre es mit etwas Wein? Wir tragen heute immerhin ein paar Freunde zu Grabe.« Chyna nickte zustimmend. Mit langsamen Schritten verließen die beiden die Hangarhallen.
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Ricards saß in seinem Sessel. Die Dinge liefen ausgezeichnet für ihn. Man hatte ihn von den Ereignissen um Petra unterrichtet, er wusste bereits, dass die Kiowan die Alleinkontrolle über das gesamte System erlangt hatten. Perfekt. Es war zeitlich viel schneller abgelaufen als er erwartet hatte. Jetzt wartete er. Auf Besuch. Sein Angebot, keine Kiowan mehr anzugreifen, war auf fruchtbaren Boden gestoßen. Und niemand hatte es verhindern können. Kein Senator, keine CIS und erst recht kein Privateer.
Seine Informanten hatten ihm die Nachricht überbracht, dass Ser Tron, das einzige Übel das ihm noch hätte gefährlich werden können, noch immer im Hospital auf Hades verweilte. Zwar hatte keiner seiner Leute Ser Tron einen Besuch abstatten können, aber seitens der CIS-Zentrale wurde mehrfach bestätigt, dass die Verletzungen von Ser Tron schwerer waren als man vermutet hatte. Es gab sogar das Gerücht, dass Ser Tron nie wieder in ein Cockpit steigen könnte. Es hieß, sein Augenlicht wäre verletzt worden. Eine gewisse Sera Manley hatte diese Informationen freigegeben, und diese Agentin hatte angeblich Verbindungen bis zur höchsten Ebene. Sie unterstand Ser Hassan, dem Einsatzleiter der CIS-Truppen für das gesamte Tri-System. Eine höchst glaubwürdige Informationsquelle also. Nun, da sich Ricards so nahe am Ziel sah, war alles andere nur noch eine Frage der Zeit. Ricards hatte alles auf genauste geplant. In weniger als einem Jahr würde er die Kontrolle über alle Gildenpiloten des Tri-Systems haben. Danach würde er alle freien Piloten vom Markt drängen, denn nur seine Piloten würden nicht von den Kiowan attackiert werden. Er konnte Sicherheit regelrecht garantieren. Früher oder später würde er dann auch Zugang zu der neuen Kiowantechnologie erhalten. Er musste nur warten können. Und den ersten Schritt hatte er bereits getan. Die Kiowan hatten Gesprächsbereitschaft bekundet. Ein Abgesandter seiner neuen „Geschäftspartner“ war auf dem Weg hierher. Ricards war gespannt, was die Kiowan zu seinen Vorschlägen zu sagen hatten. Schade war nur, dass Senator Santana keine Zeit hatte, um diesem wichtigen Treffen beiwohnen zu können. Wegen dringender Termine hatte Santana absagen müssen. Die Gegensprechanlage auf seinem Tisch wurde aktiviert.
»Ser Ricards, hier möchte Sie jemand sprechen. Er sagt, er hätte einen Termin mit Ihnen.« Ricards beugte sich über seinen Schreibtisch, er gab Antwort.
»Das geht in Ordnung. Schicken Sie ihn herein.«
»Ja, Ser.« Die Anlage verstummte, Ricards lehnte sich weit in seinem Sessel zurück. Die Zukunft, oder besser gesagt seine Zukunft, begann jetzt und hier.
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Deacans Schädel brummte. Wie viel Gläser Wein waren das gestern am Abend doch gleich noch gewesen? Aber wieso eigentlich Gläser? Flaschen würde es eher treffen. Aufstehen? Deacan warf erst mal einen Blick zur Uhr. Kurz nach zehn. Rein rechnerisch waren das sechs Stunden Schlaf gewesen, viel zu wenig nach seiner Meinung. Er beschloss, es Chyna gleichzutun und sich die Decke für eine weitere Stunde über den Kopf zu ziehen. Er drehte sich im Bett um, wandte sich Chyna zu, doch seine Hand griff ins Leere. Überrascht hob er den Kopf. Das Bett neben ihm war verwaist, Deacan ging mit der Hand unter Chynas Decke. Da es kalt darunter war, musste Chyna schon vor einer ganzen Weile aufgestanden sein. Führte seine Partnerin jetzt neue Sitten ein? Irgend etwas musste enorm wichtig sein, um die Dame so früh aus den Federn zu treiben. Der Privateer beschloss, der Sache auf den Grund zu gehen, obwohl er innerlich fest davon überzeugt war, das Chyna vermutlich nur von Drake oder Dawson zu einen kostenlosen Morgenbier eingeladen worden war und sie im Speisesaal ihrer Lust (oder sollte man besser sagen: ihrem Laster?) frönen würde. Leicht torkelnd trottete Deacan in Richtung Badezimmer, griff zum Türknauf, drehte diesen herum. Verschlossen. Von innen hörte man das Geräusch von fließenden Wasser.
»Chyna? Komm, bitte beeile dich ein wenig, ja?« Jemand schloss die Tür von innen auf und öffnete sie einen kleinen Spalt breit. Deacan erkannte Drakes Gesicht. »Haben Sie kein eigenes Bad?« Drake verschwand kurz aus seinem Blickfeld, dann kam sie erneut zur Tür, ein Handtuch verdeckte notdürftig ihren Körper.
»Tut mir leid, Ser Tron. Das Bad bei uns drüben wird schon seit Stunden blockiert, und zwar von Sera Manley und Ihrer Freundin Chyna. Weiß der Teufel, was die zwei da treiben. Und da mein Klopfen und Zetern von den beiden total ignoriert wurde, ich aber ein dringendes Bedürfnis verspürte und mir nicht in die teure Unterwäsche...« Drake ersparte dem müden Söldner weitere Einzelheiten, sie schlüpfte an ihm vorbei und ging zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um. »Ach übrigens, ich mag ihr Aftershave. Sie haben Geschmack.« Drake hauchte einen Kuss in seine Richtung, danach verschwand sie aus der Tür. Deacan dachte nach... Chyna und Manley zusammen im Bad? Auf diese Erklärung war er nun aber wirklich gespannt. Vorerst war jedoch die Dusche im Bad weitaus interessanter.
Knapp eine halbe Stunde später betrat Deacan Sera Drakes Zimmer. Sie teilte es sich mit Dawson, Manley hatte im CIS-Büro auf Serca übernachtet. Als Dawson den Privateer durch die Tür kommen sah, sprang sie wie vom Affen gebissen hoch, rannte zum Tisch, griff sich dort ein Handtuch und ihre Handtasche und raste rüber in dessen Zimmer.
»Da hat es aber jemand sehr eilig.«
»Nicht eilig, Ser Tron. Nötig. Da hat es jemand sehr nötig.« Deacan wies mit der Hand auf die Tür zum Bad.
»Soll das etwa heißen, dass die zwei noch immer da drin sind?« Drake nickte.
»Allerdings. Keine Veränderung der Situation. Auf mich reagieren die ja nicht, vielleicht haben Sie ja mehr Glück?«
»Also gut, dann werde ich den Spaß mal eben mitmachen.« Er ging auf die Tür zu, klopfte an.
»Chyna, Manley, Schluss mit der Geheimniskrämerei.« Die Tür ging prompt auf, und Deacan trat ein. Das Bad war offensichtlich einem neuen Zweck zugeteilt worden. Unzählige Computerterminals standen hier auf engstem Raum, es sah aus wie in einem kleinen Forschungslabor. Ein Gewirr aus Kabeln und Drähten zog sich an der Decke entlang, einige Wandverkleidungen standen offen. »Wann haben Sie denn das ganze Zeug hier rein gebracht?« Manley sah nur kurz von ihrer Arbeit auf.
»Hallo, Ser Tron. Nette Zimmerdekoration, finden Sie nicht auch? Aber um Ihre Frage zu beantworten, seit gut drei Stunden bin ich mit Sera McCumber schon am basteln. Ist übrigens alles Eigentum der CIS.« Chyna ging auf ihren Partner zu, gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund.
»Guten Morgen, Schatz. War meine Idee, das hier.« Chynas Idee? Schön, aber was zum Henker taten die beiden hier?
»Soll ich raten, was hier abgeht? Oder helft ihr mir jetzt bitte auf die Sprünge?« C Chyna hob einige Kabel vom Boden hoch und reichte sie an Manley weiter, dann beantwortete sie seine Frage.
»Wir suchen doch nach einer Möglichkeit, Ricards etwas zu bremsen, oder? Dann sollten wir damit anfangen Ricards ein wenig, wie drücke ich es besten aus, von seinen hohen Stuhl zu holen. Wer so hoch sitzt wie Ricards, der kann sehr tief fallen, Deacan. Und das ist einfacher zu machen, als wir dachten.«
»Und wie soll das funktionieren?«
»Unsere liebe Freundin Manley hier hat die Zugangscodes für das Datennetz des Tri-Systems. Wir frisieren die Akte von Ricards ein wenig.«
»Moment, verstehe ich richtig, ihr manipuliert Ricards’ Daten?« Manley grinste.
»Allerdings, Ser Tron. Aber keine Panik, ich habe durchaus Erfahrung damit.«
»Manley, Sie erschrecken mich. Ich war immer der Meinung, wenigstens Sie würden mit sauberen Mitteln arbeiten.«
»Der Zweck heiligt die Mittel, Ser Tron. So und nicht anders sehe ich das.« Chyna setzte sich an die Tastatur.
»Dann wollen wir mal loslegen. Also, was hat denn unser Freund Ricards seit seiner Jugend so alles verbrochen?« Auf einem der vielen Display erschien die Akte von Ricards. Diese war noch sauberer als sein Hemd, es gab keinerlei Eintragungen über Straftaten seine Person betreffend. Manley pfiff leise durch die Zähne.
»Noch nicht mal einen Joint hat der Dreckskerl geraucht, nicht zu fassen. Dann lasst mal eurer Phantasie ein wenig freien Lauf, meine Freunde. Wir brauchen jetzt ein wenig strafbares und belastendes Material.« Drake machte den ersten Vorschlag.
»Wie wäre ein Gelegenheitsspanner?« Deacan schüttelte nur den Kopf.
»Also nein, Drake. Das einzige, was der anguckt, ist sein Kontostand. Wie wäre es mit einer Strafanzeige wegen Waffenhandels? Soweit ich es beurteilen kann, sieht die CIS nicht gerne zu, wenn ein Waffendealer draußen frei herumläuft.« Manley überlegte.
»Nicht schlecht. Packen wir noch Drogenbesitz drauf, das passt dann besser zum Bild. Chyna, wenn du dann so freundlich sein könntest und aus Ricards ein Schwein machen würdest?«
»Schon geschehen. Wie lange wird es wohl dauern bis die CIS dahinter kommt, dass diese Daten nur gefälscht sind?«
»Schätzungsweise drei oder vier Tage. Sie müssen den Datenstrom zurück verfolgen. Bis dahin haben wir die ganze Apparatur hier schon wieder demontiert und Ricards sitzt während dieser Zeit in Untersuchungshaft.«
»Insofern er sich nicht der Verhaftung widersetzt.« Manley beugte sich über Chynas Schulter, sie griff nun selbst zur Tastatur.
»Keine Sorge, das wird nicht passieren. Man braucht nur den Hinweis zu geben, dass Ricards bewaffnet und gefährlich ist. Und schon wird er in einer Nacht- und Nebelaktion aus seinen Kissen geholt. Hat bisher immer geklappt.«
»Hervorragend, Ihr Optimismus ist irgendwie ansteckend. Bleibt nur noch ein Problem. Wo kriegen wir neue Jäger her?« Manley sah von ihrer Arbeit auf.
»Gibt es denn hier wirklich keine? Beim Schiffshändler zum Beispiel?« Deacan holte tief Luft.
»Doch. Aber leider nur äußerst leistungsschwache Modelle. Fliegende Särge wäre die ideale Bezeichnung für den Schrott, den man hier kaufen kann. Nutzloses und zum Grossteil völlig überteuertes Zeug.«
»Ich könnte Ihnen einige Jäger der CIS anbieten. Auf Serca gibt’s eine Menge davon.« Drake mischte sich ein.
»Lassen Sie mich raten. Leichte Milizjäger, nicht wahr? Damit sehen unsere Chancen auch nicht gerade rosig aus.«
»Haben Sie vielleicht eine bessere Idee?« Ein seltsames Lächeln zierte auf einmal Drakes Gesicht.
»Möglicherweise. Ich kann zwar nichts versprechen, aber manchmal können ja Wunder geschehen.« Drake verließ das Bad, Deacan ahnte aber, was seine Kollegin da angezettelt hatte. Immerhin war sie ja vom Clan, eine enge Mitarbeiterin von Ser Arris. Und Arris hatte definitiv Zugang zur neuesten Technologie auf dem Waffensektor. Von Schiffen mal ganz zu schweigen. Chyna stand von ihrem Platz auf und ging auf Deacan zu.
»Etwas Zeit haben wir uns verschafft. Wie geht es weiter?« Der Söldner überlegte kurz.
»Petra ist von den Kiowan überrannt worden, dort zu beginnen wäre sinnlos. Wir sollten zunächst dafür sorgen, dass unsere Kiowanchen Freunde keinerlei Nachschub für ihre Aktionen im Petra-System mehr bekommen. Oder besser noch, wir müssten es arrangieren dass sie einen Teil ihrer Truppen von Petra wieder abziehen müssen. Keine leichte Aufgabe.« Chyna sah Deacan eindringlich an.
»Gehe ich recht in meiner Vermutung, wenn ich sagen würde, Ser Deacan Tron hat einen Plan?«
»Allerdings. Manley, ich brauche ein paar kleine Frachter.« Die Agentin verdrehte die Augen.
»Manley, ich brauche dies, Manley, ich benötige das... Wieso kommen die Leute immer nur zu mir, wenn sie etwas wollen?«
»Vielleicht weil Sie ständig von sich behaupten, dass es nichts gäbe, was Sie nicht besorgen können? Das ist übrigens nicht alles. Ein paar Shuttles kämen noch hinzu, außerdem möchte ich Sie fragen, ob Sie Zugang zu Geschützsatelliten bekommen könnten?« Der Blick, den Deacan von Manley für seine Anfrage erntete, sprach für sich selbst.
»Sie meinen Satelliten mit so großen und schönen Lasertürmen darauf? Was glauben Sie eigentlich, wie schwer es ist, auch nur einen solchen Satelliten zu bekommen? Die Freigabe solcher Waffenplattformen obliegt nicht allein der CIS, die CCN muss der Sache zustimmen, ansonsten rollen ein paar Köpfe bei uns. Mit diesen Dingern können Sie nämlich ganze Systeme von der Außenwelt abschneiden, verstehen Sie?«
»Was Sie nicht sagen. Was glauben Sie, was ich vor habe? Die Kiowan betreiben doch eine Raumstation, von der aus sie ihre Feldzüge ins Tri-System starten, oder? Wenn ich mich recht erinnere, dann versucht die CIS seit nunmehr sechs Jahren die Kiowan in ihrer Station festzunageln, in der Hoffnung, die Drecksbande auszuhungern. Genau das werden wir jetzt tun. Aber nicht wie sie es machen. Es nützt nichts, die Nachbarsysteme zu kontrollieren, die Kiowan rutschen immer wieder durch ihre Kontrollen hindurch. Vielmehr sollte man sie daran hindern, ihr Heimatsystem zu verlassen. Alles klar?«
»Nicht so ganz, Ser Tron.«
»Einzelheiten klären wir später, okay?« Manley gab nach.
»Einverstanden, ich werde sehen, was sich machen lässt. Was sollen es denn für Frachter sein?« Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.
»Ein paar Ogans wären mir lieb. Drei Maschinen dürften ausreichen, dazu wie gesagt drei Shuttles, pro Frachter eins. Ach ja, bevor ich es vergesse, die Frachter sollten Sie gleich auf die Verlustrechnung setzen.«
»Verstehe ich Sie da richtig? Ich besorge Ihnen die Schiffe und Sie machen sie gleich wieder kaputt?« Deacan klopfte Manley auf die Schulter.
»Super, oder nicht?« Manley zog eine Grimasse.
»Na toll. Hassan wird es nicht gefallen, das weiß ich mit Sicherheit.« Chyna mischte sich ein.
»Manley, der Trick besteht darin, Hassan nicht alles sofort zu sagen. Bringen Sie es ihm langsam und schonend bei, ein Wort nach dem anderen, überstürzen Sie nichts. Und ab und zu sollten Sie einfach ein paar unwesentliche Details unter den Tisch fallen lassen, Sie glauben gar nicht wie gut man sich dann fühlt.«
»Klingt so als hätten Sie Erfahrung damit.«
»Jeder hat so seine ganz eigene Lebensart.« Mit breitem Grinsen verließ nun auch Chyna das Bad, sie schob Deacan vor sich her. Der wehrte sich nicht dagegen. Schließlich fand man sich im Wohnzimmer wieder, Drake lag faul auf ihrer Couch und Chyna platzierte ihren Hintern im nächstgelegenen Sessel. Dawson schien noch immer in Deacans Bad mit der Seife zu kämpfen und Manley zog sich etliche Sicherheitskopien der Daten, die sie Ricards Akten untergeschoben hatte. Dann begann sie mit der Demontage ihrer seltsamen Apparatur. Alles in allem ein recht angenehmer Tagesbeginn.