part 82
*
Ser Hudson führte seinen Gast quer durch die kleine Raumstation, sein Ziel wurde recht schnell klar: die Werkstätten der Basis. Hier wurden, wenn auch nur in äußerst geringem Umfang, Reparaturen an den leichten Jäger der Station durchgeführt.
Deacan sah sich um. Einige modifizierte Jäger, ähnlich seiner alten Duress, standen hier in ihren Wartungsboxen. Neben den beiden Hangarbereichen waren dies die größten zusammenhängenden Arbeitsräume. Es roch nach Treibstoff, nach Maschinenöl und zudem ein wenig nach frischer Farbe. Auch hier war es, wie in der gesamten Basis, saumäßig kalt – eine zwingende Notwendigkeit, um Energie zu sparen und um nach Möglichkeit für etwaige Sensoren der Kiowan unsichtbar zu bleiben.
»Chief?«
Keine Antwort, offenbar schlief der Mechaniker zur Zeit den Schlaf der Gerechten oder aber er war mit irgendetwas so beschäftigt, dass er nichts hören wollte. Deacan tippte auf ersteres.
Hudson blieb vor einem riesigen Haufen Metall stehen. »Unsere derzeitige Hauptaufgabe, gewissermaßen. Na? Erkennen Sie was das ist?«
Der Söldner blieb direkt neben Hudson stehen, er suchte einen Anhaltspunkt zur Identifikation dieses Stück Schrotts. Einige Stellen waren noch mit roter Farbe versehen....
Bei genauerer Betrachtung entdeckte Deacan dann etwas, das wie ein Triebwerksauslass aussah. Und diese spezielle Art von Triebwerken kannte unser Privateer nur zu gut, zu oft hatte er hinter eben solchen Triebwerken regelrecht gesessen und darauf geschossen... Das hier war eine Krell, ein Jäger der Kiowan, zumindest das, was davon noch übrig war. »Also diesen Blick kenne ich...«
Ser Hudson sah in Deacans Gesicht. »Eine Krell. Einer unserer Jungs flog raus, um das hier zu bergen. Wir haben es nur entdeckt, weil es in unsere Richtung trieb und eine Restwärmesignatur aufwies. Und bislang gibt dieser Schrott jede Menge Antworten preis. Interesse?«
Dumme Frage, natürlich wollte Deacan wissen, was die Leute hier über diesen Jäger erfahren hatten...
Ser Hudson legte ein überschwängliches Grinsen auf.
»Also, wir haben hier wie gesagt eine Krell, gebaut vor cirka vierzig bis fünfundvierzig Jahren. Ein Uraltjäger aus der ersten Produktionsserie, ich persönlich würde keinen meiner Piloten in ein solches Stück Technik setzen.« Vierzig Jahre?
Oder noch älter, wie Ser Hudson es gerade verlauten ließ? Deacan erschien dies recht unglaubwürdig, aber Ser Hudson bekräftigte seine Aussage noch einmal. »Sie können mir glauben – ich habe unseren Chief genauso komisch angesehen wie Sie mich jetzt. Ein Irrtum ist aber ausgeschlossen. Das hier ist nicht einmal drittklassiges Material. Wir haben diverse Bauteile gefunden, die aus alten Söldnerschiffen ausgebaut worden sein müssen, unter anderem einen Schildgenerator, der ursprünglich mal in einer Heretic oder einer Drakkar seinen Dienst versehen hat.
Das hier ist ein riesiges Stück Flickwerk und keine typische Maschine der Kiowan. Das wirklich Interessante ist aber die Tatsache, das ALLE Jäger und sogar die großen Kreuzer des Piratenpacks so aussehen wie das hier. Wir wissen das aufgrund einiger Sensoraufzeichnungen einiger Satelliten rund um Petra, die von den Kiowan nicht sofort zerstört worden sind und noch Datenmaterial zu uns senden konnten. Hauptsächlich Bilddaten, hier, sehen Sie selbst.«
Hudson reichte ein Datenpad, dass er aus seiner Hosentasche hervor geholt hatte, an seinen Gast weiter. Die Bilder auf dem Display sprachen für sich selbst. Waren das tatsächlich Kiowan?
Das hier passte irgendwie nicht zusammen... es sei denn, dass die ganze Eroberung von Petra, das viele Blutvergießen - dass all dies nur von etwas anderem ablenken sollte.
»Alleine die Planung hierfür muss Monate in Anspruch genommen haben. Die Kiowan haben eine Flotte aufgestellt, die nur durch zusätzliche Technologie und extreme Materialaufwertungen siegreich sein konnte. Etliche Jäger verfügen über zusätzliche Raketenaufhängungen, andere haben Warpschilde, weitere moderne Geschütze. Wir haben sogar einen Jäger entdecken können, der über vier Kravenlaser verfügt. Sie wissen, was diese Dinger kosten, oder?«
Deacan nickte, zeitweise legten sich einige Sorgenfalten auf seine Stirn. »Eines haben alle: den Faktor der Tarnung. Hier gibt es aber eine sehr positive Entwicklung.«
Hudson legte seine Hände auf die Reste der Krell.
»Diese nette Metall mit den Tarneigenschaften ist nicht stabil, zumindest nicht, wenn man damit längere Zeit im Hyperraum unterwegs ist. Das Zeug frisst sich in die Rumpfplatten, es ist wie eine Art von Korrosion, nur geht dieser Prozess rasend schnell voran. Wenn wir die Zeit aufbringen könnten und einfach abwarten würden, dann verschwindet die Kiowanflotte hier in wenigen Wochen von selbst. Wie gesagt: eine sehr positive Entwicklung. Und wir wissen inzwischen vermutlich sogar, wo dieses Zeug abgebaut wird, der Ort ist einen winzig kleinen Sprung von hier entfernt, wir wissen das dank einer uncodierten Nachricht eines Shuttles der Kiowan, das wohl Triebwerksprobleme hatte, nachdem es aus diesem „neuen“ System hierher gesprungen war.«
Deacan konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen.
»Frage: Was soll das alles? Ein derartiger Aufwand, nur für was? Ich suche nach dem Sinn... Kontrolle über diese Substanz mit den Tarneigenschaften vielleicht?«
Hudson versuchte sich in einer Antwort.
»Ich vermute, jemand wollte die Kräfte der CIS bündeln. Laut Ihren Daten sammelt Ser Hassan derzeit große Flottenteile, gewissermaßen direkt vor der neuen Haustür der Kiowan. Und ich gehe mal davon aus, dass er nicht mehr lange warten muss.«
»Ihre Einschätzung?«
»Hassans Truppen dürften damit fertig werden, es wird zwar vielleicht etwas dauern, aber letztlich haben die Kiowan hier auf Dauer keine Chance.«
»Falls das überhaupt Kiowan sind.«
Deacan war sich in dieser Frage inzwischen alles andere als sicher. Doch sein Gegenüber war anderer Auffassung.
»Es sind Kiowan. Sie verwenden die richtigen Frequenzen für ihre Kommunikation, die Verschlüsselungsprotokolle sind ebenfalls authentisch. Was will man mehr?«
In Ordnung, ein Punkt für Ser Hudson. »Wissen Sie, was mir daran Angst macht?« Hudson wies auf die Krell.
»Dass wir da draußen eine weitere Flotte haben, eine andere. Und zwar eine mit modernen Jägern. Die Frage lautet: Wo steckt diese Flotte?«
»Nicht in der Nähe der Heimatbasis dieser Piraten, das kann ich Ihnen zumindest versichern.«
»Ach ja? Woher wissen Sie das?«
»Ich war da, auf einen kleinen Drink. Und habe nebenbei die Zugänge zu ihren System versperrt. Von dort wird nichts mehr kommen. Jedenfalls nicht innerhalb der nächsten Wochen, auch dank des Organisationstalents einer jungen Kollegin von Ihnen.«
»Eine Kollegin?«
»Ja, die Dame heißt Manley.«
»Dana. Ja, ich kenne sie.«
Hudson hielt einen Augenblick inne, dann fügte noch etwas hinzu. »Und ihren Appetit.«
»Wie ich sehe, sprechen wir von der gleichen Person.«
»Wenn Sera Manley tatsächlich mit Ihnen gearbeitet hat, dann spricht das für Ihre Glaubwürdigkeit. Egal ob Sie nun einen Namen haben oder nicht.«
Deacan war sichtlich überrascht.
»So einfach ist das? Man erwähnt nur diesen einen Namen und schon verschwinden alle Schranken und jede Tür geht auf?«
Hudson schenkte Deacan ein ungewöhnlich breites Grinsen.
»Manley ist die rechte Hand von Hassan, sie arbeitet nur in seinem direkten Auftrag. Sprich: Wer mit ihr arbeitet, der hat auch das volle Vertrauen von Ser Hassan. Und mehr brauche ich persönlich nicht zu wissen.«
*
Tief sog Ser Ricards die Luft ein.
Keine Luft aus einer Klimaanlage, dies hier war frische Luft. Man hatte den Gildenanführer wieder auf freien Fuß gesetzt, allerdings gegen eine horrende Summe.... Er hörte, wie man hinter ihm die Türen des Milizkomplexes wieder verschloss. Ein Privateer war dann das erste, was Ricards vor dem Gebäude der CIS zu sehen bekam. Er begrüßte ihn wie einen alten Freund.
»Das wird jemanden mit Sicherheit den Job kosten, allerdings nicht Ihnen, mein Freund.«
Der Söldner verzog keine Miene, er reichte Ricards die Hand zur Begrüßung.
»Wenn Sie damit Ihren unfähigen Anwalt Ser Cardall meinen, das Problem ist bereits gelöst. Ich war so frei ihn aus unseren Diensten zu entlassen.«
»Sehen Sie mein Junge, das ist genau der Punkt, den ich so an Ihnen schätze. Sie denken immer einen Schritt voraus.«
Ein schiefes Lächeln zierte Ricards Lippen, es verschwand aber nur Sekunden später. »Was macht unser lieber Senator?«
»Er steht nach wie vor hinter unserer Sache, allerdings...«
»Ja?«
»...Allerdings kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass unser Politiker an einem etwas anderen Strang zieht als dem unseren.«
Ricards blickte seinem Söldner in die Augen.
»Wie muss ich das denn jetzt verstehen?«
»Sehen Sie, er trifft sich in letzter Zeit ziemlich häufig mit seinen Kollegen vom Senat, allerdings nicht öffentlich und hinzu kommt, dass er einen recht regen Kommunikationsaustausch mit einigen uns noch unbekannten Söldnern führt. Ich würde mal annehmen, dass er versucht, eine zweite Gruppe neben uns zu betreiben. Es heißt zwar, dass Konkurrenz das Geschäft beleben soll, aber... nun ja, Sie kennen ja meine Meinung zu diesem Thema.«
Ricards nickte.
»Was macht das Material? Wann bekommen wir erste Proben?«
»Wir stehen kurz davor. Unsere werten Partner zögern allerdings. Sie haben wohl gewisse Nachschubprobleme. Ich habe bereits Anweisung gegeben, dieses Problem zu lösen.«
»Sehr gut. Und unsere Freunde von der CIS?«
»Sammeln derzeit ihre Einheiten im Serca-System. Ser Hassan wird nicht einschreiten, er hat Order erhalten, nicht anzugreifen. Und dieser steife Militäroffizier...«
Ricards fiel dem Mann ins Wort.
»Nicht so schnell, junger Freund. Ich kenne Hassan sehr gut, er wird etwas unternehmen, da können Sie sich sicher sein. Order vom Senat hin oder her... Hassan ist ein Mann der Tat. Und wenn er zur Tat schreitet, schlägt endlich unsere Stunde. Ich hoffe nur, dass er das noch erleben wird, man sagt ja bekanntlich, dass die Kiowan normalerweise keine Gefangenen machen.«
»Unsere kleine Gruppe im Petra-System steht auf jeden Fall bereit. Und bislang haben wir dort keine Verluste, besser hätte es nicht kommen können.«
»Ausgezeichnet. Mein junger Freund, zunächst einmal brauche ich eine Verbindung zu Santana. Ich möchte wissen, was er vor hat und ob sein Handeln mit unseren Bestrebungen wirklich konform läuft. Ich mag es nicht, wenn man hinter meinem Rücken Geschäfte tätigt. Alles andere hat Zeit... bis auf diese Proben. Die Zeit drängt langsam, und meine Geduld wurde schon dank der CIS erheblich über die Norm strapaziert.«
»Ich leite Ihren Wunsch umgehend weiter, Ser.«
»Eine Sache noch.“
Ricards Ton wurde etwas schärfer.
»Finden Sie heraus, wer mir die Auszeit eingebrockt hat, ja? Egal was es kostet – ich will einen Namen.«
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Ser Hudson führte seinen Gast quer durch die kleine Raumstation, sein Ziel wurde recht schnell klar: die Werkstätten der Basis. Hier wurden, wenn auch nur in äußerst geringem Umfang, Reparaturen an den leichten Jäger der Station durchgeführt.
Deacan sah sich um. Einige modifizierte Jäger, ähnlich seiner alten Duress, standen hier in ihren Wartungsboxen. Neben den beiden Hangarbereichen waren dies die größten zusammenhängenden Arbeitsräume. Es roch nach Treibstoff, nach Maschinenöl und zudem ein wenig nach frischer Farbe. Auch hier war es, wie in der gesamten Basis, saumäßig kalt – eine zwingende Notwendigkeit, um Energie zu sparen und um nach Möglichkeit für etwaige Sensoren der Kiowan unsichtbar zu bleiben.
»Chief?«
Keine Antwort, offenbar schlief der Mechaniker zur Zeit den Schlaf der Gerechten oder aber er war mit irgendetwas so beschäftigt, dass er nichts hören wollte. Deacan tippte auf ersteres.
Hudson blieb vor einem riesigen Haufen Metall stehen. »Unsere derzeitige Hauptaufgabe, gewissermaßen. Na? Erkennen Sie was das ist?«
Der Söldner blieb direkt neben Hudson stehen, er suchte einen Anhaltspunkt zur Identifikation dieses Stück Schrotts. Einige Stellen waren noch mit roter Farbe versehen....
Bei genauerer Betrachtung entdeckte Deacan dann etwas, das wie ein Triebwerksauslass aussah. Und diese spezielle Art von Triebwerken kannte unser Privateer nur zu gut, zu oft hatte er hinter eben solchen Triebwerken regelrecht gesessen und darauf geschossen... Das hier war eine Krell, ein Jäger der Kiowan, zumindest das, was davon noch übrig war. »Also diesen Blick kenne ich...«
Ser Hudson sah in Deacans Gesicht. »Eine Krell. Einer unserer Jungs flog raus, um das hier zu bergen. Wir haben es nur entdeckt, weil es in unsere Richtung trieb und eine Restwärmesignatur aufwies. Und bislang gibt dieser Schrott jede Menge Antworten preis. Interesse?«
Dumme Frage, natürlich wollte Deacan wissen, was die Leute hier über diesen Jäger erfahren hatten...
Ser Hudson legte ein überschwängliches Grinsen auf.
»Also, wir haben hier wie gesagt eine Krell, gebaut vor cirka vierzig bis fünfundvierzig Jahren. Ein Uraltjäger aus der ersten Produktionsserie, ich persönlich würde keinen meiner Piloten in ein solches Stück Technik setzen.« Vierzig Jahre?
Oder noch älter, wie Ser Hudson es gerade verlauten ließ? Deacan erschien dies recht unglaubwürdig, aber Ser Hudson bekräftigte seine Aussage noch einmal. »Sie können mir glauben – ich habe unseren Chief genauso komisch angesehen wie Sie mich jetzt. Ein Irrtum ist aber ausgeschlossen. Das hier ist nicht einmal drittklassiges Material. Wir haben diverse Bauteile gefunden, die aus alten Söldnerschiffen ausgebaut worden sein müssen, unter anderem einen Schildgenerator, der ursprünglich mal in einer Heretic oder einer Drakkar seinen Dienst versehen hat.
Das hier ist ein riesiges Stück Flickwerk und keine typische Maschine der Kiowan. Das wirklich Interessante ist aber die Tatsache, das ALLE Jäger und sogar die großen Kreuzer des Piratenpacks so aussehen wie das hier. Wir wissen das aufgrund einiger Sensoraufzeichnungen einiger Satelliten rund um Petra, die von den Kiowan nicht sofort zerstört worden sind und noch Datenmaterial zu uns senden konnten. Hauptsächlich Bilddaten, hier, sehen Sie selbst.«
Hudson reichte ein Datenpad, dass er aus seiner Hosentasche hervor geholt hatte, an seinen Gast weiter. Die Bilder auf dem Display sprachen für sich selbst. Waren das tatsächlich Kiowan?
Das hier passte irgendwie nicht zusammen... es sei denn, dass die ganze Eroberung von Petra, das viele Blutvergießen - dass all dies nur von etwas anderem ablenken sollte.
»Alleine die Planung hierfür muss Monate in Anspruch genommen haben. Die Kiowan haben eine Flotte aufgestellt, die nur durch zusätzliche Technologie und extreme Materialaufwertungen siegreich sein konnte. Etliche Jäger verfügen über zusätzliche Raketenaufhängungen, andere haben Warpschilde, weitere moderne Geschütze. Wir haben sogar einen Jäger entdecken können, der über vier Kravenlaser verfügt. Sie wissen, was diese Dinger kosten, oder?«
Deacan nickte, zeitweise legten sich einige Sorgenfalten auf seine Stirn. »Eines haben alle: den Faktor der Tarnung. Hier gibt es aber eine sehr positive Entwicklung.«
Hudson legte seine Hände auf die Reste der Krell.
»Diese nette Metall mit den Tarneigenschaften ist nicht stabil, zumindest nicht, wenn man damit längere Zeit im Hyperraum unterwegs ist. Das Zeug frisst sich in die Rumpfplatten, es ist wie eine Art von Korrosion, nur geht dieser Prozess rasend schnell voran. Wenn wir die Zeit aufbringen könnten und einfach abwarten würden, dann verschwindet die Kiowanflotte hier in wenigen Wochen von selbst. Wie gesagt: eine sehr positive Entwicklung. Und wir wissen inzwischen vermutlich sogar, wo dieses Zeug abgebaut wird, der Ort ist einen winzig kleinen Sprung von hier entfernt, wir wissen das dank einer uncodierten Nachricht eines Shuttles der Kiowan, das wohl Triebwerksprobleme hatte, nachdem es aus diesem „neuen“ System hierher gesprungen war.«
Deacan konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen.
»Frage: Was soll das alles? Ein derartiger Aufwand, nur für was? Ich suche nach dem Sinn... Kontrolle über diese Substanz mit den Tarneigenschaften vielleicht?«
Hudson versuchte sich in einer Antwort.
»Ich vermute, jemand wollte die Kräfte der CIS bündeln. Laut Ihren Daten sammelt Ser Hassan derzeit große Flottenteile, gewissermaßen direkt vor der neuen Haustür der Kiowan. Und ich gehe mal davon aus, dass er nicht mehr lange warten muss.«
»Ihre Einschätzung?«
»Hassans Truppen dürften damit fertig werden, es wird zwar vielleicht etwas dauern, aber letztlich haben die Kiowan hier auf Dauer keine Chance.«
»Falls das überhaupt Kiowan sind.«
Deacan war sich in dieser Frage inzwischen alles andere als sicher. Doch sein Gegenüber war anderer Auffassung.
»Es sind Kiowan. Sie verwenden die richtigen Frequenzen für ihre Kommunikation, die Verschlüsselungsprotokolle sind ebenfalls authentisch. Was will man mehr?«
In Ordnung, ein Punkt für Ser Hudson. »Wissen Sie, was mir daran Angst macht?« Hudson wies auf die Krell.
»Dass wir da draußen eine weitere Flotte haben, eine andere. Und zwar eine mit modernen Jägern. Die Frage lautet: Wo steckt diese Flotte?«
»Nicht in der Nähe der Heimatbasis dieser Piraten, das kann ich Ihnen zumindest versichern.«
»Ach ja? Woher wissen Sie das?«
»Ich war da, auf einen kleinen Drink. Und habe nebenbei die Zugänge zu ihren System versperrt. Von dort wird nichts mehr kommen. Jedenfalls nicht innerhalb der nächsten Wochen, auch dank des Organisationstalents einer jungen Kollegin von Ihnen.«
»Eine Kollegin?«
»Ja, die Dame heißt Manley.«
»Dana. Ja, ich kenne sie.«
Hudson hielt einen Augenblick inne, dann fügte noch etwas hinzu. »Und ihren Appetit.«
»Wie ich sehe, sprechen wir von der gleichen Person.«
»Wenn Sera Manley tatsächlich mit Ihnen gearbeitet hat, dann spricht das für Ihre Glaubwürdigkeit. Egal ob Sie nun einen Namen haben oder nicht.«
Deacan war sichtlich überrascht.
»So einfach ist das? Man erwähnt nur diesen einen Namen und schon verschwinden alle Schranken und jede Tür geht auf?«
Hudson schenkte Deacan ein ungewöhnlich breites Grinsen.
»Manley ist die rechte Hand von Hassan, sie arbeitet nur in seinem direkten Auftrag. Sprich: Wer mit ihr arbeitet, der hat auch das volle Vertrauen von Ser Hassan. Und mehr brauche ich persönlich nicht zu wissen.«
*
Tief sog Ser Ricards die Luft ein.
Keine Luft aus einer Klimaanlage, dies hier war frische Luft. Man hatte den Gildenanführer wieder auf freien Fuß gesetzt, allerdings gegen eine horrende Summe.... Er hörte, wie man hinter ihm die Türen des Milizkomplexes wieder verschloss. Ein Privateer war dann das erste, was Ricards vor dem Gebäude der CIS zu sehen bekam. Er begrüßte ihn wie einen alten Freund.
»Das wird jemanden mit Sicherheit den Job kosten, allerdings nicht Ihnen, mein Freund.«
Der Söldner verzog keine Miene, er reichte Ricards die Hand zur Begrüßung.
»Wenn Sie damit Ihren unfähigen Anwalt Ser Cardall meinen, das Problem ist bereits gelöst. Ich war so frei ihn aus unseren Diensten zu entlassen.«
»Sehen Sie mein Junge, das ist genau der Punkt, den ich so an Ihnen schätze. Sie denken immer einen Schritt voraus.«
Ein schiefes Lächeln zierte Ricards Lippen, es verschwand aber nur Sekunden später. »Was macht unser lieber Senator?«
»Er steht nach wie vor hinter unserer Sache, allerdings...«
»Ja?«
»...Allerdings kann ich mich des Gefühls nicht erwehren, dass unser Politiker an einem etwas anderen Strang zieht als dem unseren.«
Ricards blickte seinem Söldner in die Augen.
»Wie muss ich das denn jetzt verstehen?«
»Sehen Sie, er trifft sich in letzter Zeit ziemlich häufig mit seinen Kollegen vom Senat, allerdings nicht öffentlich und hinzu kommt, dass er einen recht regen Kommunikationsaustausch mit einigen uns noch unbekannten Söldnern führt. Ich würde mal annehmen, dass er versucht, eine zweite Gruppe neben uns zu betreiben. Es heißt zwar, dass Konkurrenz das Geschäft beleben soll, aber... nun ja, Sie kennen ja meine Meinung zu diesem Thema.«
Ricards nickte.
»Was macht das Material? Wann bekommen wir erste Proben?«
»Wir stehen kurz davor. Unsere werten Partner zögern allerdings. Sie haben wohl gewisse Nachschubprobleme. Ich habe bereits Anweisung gegeben, dieses Problem zu lösen.«
»Sehr gut. Und unsere Freunde von der CIS?«
»Sammeln derzeit ihre Einheiten im Serca-System. Ser Hassan wird nicht einschreiten, er hat Order erhalten, nicht anzugreifen. Und dieser steife Militäroffizier...«
Ricards fiel dem Mann ins Wort.
»Nicht so schnell, junger Freund. Ich kenne Hassan sehr gut, er wird etwas unternehmen, da können Sie sich sicher sein. Order vom Senat hin oder her... Hassan ist ein Mann der Tat. Und wenn er zur Tat schreitet, schlägt endlich unsere Stunde. Ich hoffe nur, dass er das noch erleben wird, man sagt ja bekanntlich, dass die Kiowan normalerweise keine Gefangenen machen.«
»Unsere kleine Gruppe im Petra-System steht auf jeden Fall bereit. Und bislang haben wir dort keine Verluste, besser hätte es nicht kommen können.«
»Ausgezeichnet. Mein junger Freund, zunächst einmal brauche ich eine Verbindung zu Santana. Ich möchte wissen, was er vor hat und ob sein Handeln mit unseren Bestrebungen wirklich konform läuft. Ich mag es nicht, wenn man hinter meinem Rücken Geschäfte tätigt. Alles andere hat Zeit... bis auf diese Proben. Die Zeit drängt langsam, und meine Geduld wurde schon dank der CIS erheblich über die Norm strapaziert.«
»Ich leite Ihren Wunsch umgehend weiter, Ser.«
»Eine Sache noch.“
Ricards Ton wurde etwas schärfer.
»Finden Sie heraus, wer mir die Auszeit eingebrockt hat, ja? Egal was es kostet – ich will einen Namen.«