part 36
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Inzwischen war es Mittag geworden.
Die angenehmen Temperaturen draußen luden regelrecht zu einem kleinen Bummel durch die Innenstadt ein, Chyna und Sera Drake waren jedenfalls unterwegs, nur Deacan war allein zurück geblieben. Er war sowieso nicht von seiner Arbeit abzubringen.
In den letzten Stunden nahm sein Plan A, wie er ihn nannte, Gestalt an. Plan B gab es auch schon, der war aber eher radikaler ausgelegt und wäre nur mit größten Schwierigkeiten umsetzbar gewesen. Von den Verlusten mal ganz zu schweigen.
Deacan behielt ihn aber trotzdem im Hinterkopf, falls alles schief gehen sollte, wollte er wenigstens noch die Möglichkeit haben, Ricards zu erledigen. Dass er selbst dabei drauf gehen würde, war ihm klar. Und seltsamerweise irgendwie egal. Früher oder später musste jeder einmal sterben, und wenn er schon an der Reihe war, wollte er das Tri-System zumindest noch von einer Plage befreien.
Er beschloss, Chyna besser nichts von Plan B zu erzählen. Das war seine Sache, nicht ihre. Er legte sein MACS beiseite, schloss für ein paar Sekunden die Augen.
Ruhe.
Früher hätte er das genossen. Im Moment aber nicht. Er wusste, dies war die Ruhe vor dem Sturm. Und ein gewaltiger Sturm zog auf. Jemand klopfte an die Tür. Chyna und Drake waren erst vor einer halben Stunde gegangen und konnten noch nicht zurück sein, es sein denn Schusselchen Chyna hatte etwas vergessen. Deacan stand auf, ging zur Tür und positionierte sich links von ihr.
„Ja, bitte?“
Eine Frauenstimme klang durch die Tür.
„Ser Tron? Könnte ich Sie kurz sprechen?“
Kein Name. Diese Begrüßungsfloskel klang eher irgendwie nach Ärger.
„Wer sind Sie?“
Kurzes Zögern auf der anderen Seite der Tür.
„Ich bin eine Freundin von Sera McCumber. Ist sie da?“
Jetzt wurde es richtig interessant. Deacans Besucher kannte nicht nur seinen Namen, nein, sie hatte auch den von seiner Begleitung parat. Entweder war dies ein Trick oder tatsächlich jemand, der Chyna kannte. Soweit sich Deacan erinnern konnte, hatte Chyna zu niemanden Kontakt aufgenommen.
Bis auf ihre Eltern, und das war vor zwei Tagen gewesen. Schickten die ihnen vielleicht auf diese Weise eine Botschaft? Nein, die Dame hatte eindeutig zuerst nach ihm verlangt, nicht nach Chyna. Da stand also tatsächlich so etwas wie Ärger vor der Tür.
„Einen Moment bitte.“
Deacan entfernte sich wieder von der Tür, er wollte wenigstens sein Messer dabei haben, falls es zum Kampf kommen sollte. Wenn sein Besucher eine Schusswaffe dabei hatte, war er in beachtlichen Schwierigkeiten. Er verstaute die Waffe hinten im Hosenbund und verdeckte sie mit seinem Shirt.
Dann öffnete er die Tür einen kleinen Spalt breit, um seinen Gast in Augenschein zu nehmen. Vor der Tür stand eine junge Dame, kaum älter als zwanzig. Deacan betrachtete sie von oben nach unten. Sie hatte ihre Hände in Sichtweite, Waffen konnte er keine erkennen, aber das musste nichts heißen.
„Sera McCumber ist im Augenblick nicht da, kommen Sie bitte später wieder, ja?“
Der Gast wollte sich damit aber nicht abspeisen lassen.
„Hören sie, ich bin lediglich auf der Durchreise, ich habe daher nur sehr wenig Zeit. Wissen sie, wann Chyna wieder da ist?“
Deacan zögerte mit der Antwort. Er kannte die Frau nicht, nicht mal vom Sehen her. Sie hatte weder eine Tasche noch sonst etwas dabei, ihre ziemlich knappe und sehr eng sitzende Bekleidung ließ es wohl kaum zu, dass man darunter Waffen welcher Art auch immer tragen konnte.
Kein allzu großes Risiko.
„Wollen Sie vielleicht auf Chynas Rückkehr hier warten?“
„Wenn Sie das nicht stört?“
Deacan öffnete die Tür, er bat seinen Gast herein, trat dabei aus der Tür in den Flur. Während sie eintrat, ließ er seinen Blick über den Flur wandern. Hier war niemand zu sehen, nichts zu hören. Er trat ins Zimmer zurück, schloss die Tür hinter sich.
„Auf der Durchreise also. Ihr Gepäck ist wohl schon auf ihrer Reisefähre?“
Die Dame nickte und nahm auf dem Sofa Platz.
„Und?“
„Und was?“
Der Gast sah Deacan fragend an.
„Ihr Name? Ihre Eltern werden Ihnen doch wohl einen gegeben haben, oder?“
„Oh, ich bitte vielmals um Entschuldigung! Ich bin manchmal richtig durcheinander, da vergesse ich schon mal meine gute Manieren.“
Sie stand auf, streckte Deacan die Hand zum Gruß hin.
„Sera Lyana Dawson. Chyna war, nein sie ist eine gute Freundin von mir.“
„Das sagten sie bereits. Darf ich fragen, woher genau sie Chyna kennen?“
„Wir sind ein paar Monate zusammen geflogen, haben gemeinsam Aufträge erledigt. Wir trafen uns zum ersten Mal auf Bex, wo wir Frachtschiffe eskortiert haben. Das war vor einen Jahr.“
Deacans linke Augenbraue schoss in die Höhe.
„Wie kommt es, dass Sie das Cockpit mit einem Platz in einer Transitfähre getauscht haben?“
„Nun ja, sagen wir mal, das mir zur jetzigen Zeit die Lust auf eigene Flüge vergangen ist. Diese ständigen Angriffe von Kiowans, Papagos und wie sie alle heißen gehen auch an mir nicht spurlos vorbei.
Ständig Angst im Cockpit zu haben ist alles andere als hilfreich bei einer Privateerkarriere.“
Eine interessante Argumentation, er würde keine Probleme haben, diese Geschichte zu überprüfen. Später vielleicht.
„Und woher wussten Sie, wo Chyna zu finden war?“
„Ser Kane vom Sinner’s Inn auf Hermes sagte mir, dass sie mit Ihnen unterwegs sei. Als ich versuchte, Chynas Jäger ausfindig zu machen, wurde mir gesagt, dass Sie ihre Maschine von Crius aus verkauft hatte.
Blieben also nur noch Sie, Ser Tron. Kane gab mir Ihre Karte, sehen Sie?“
Sera Dawson langte in ihre Gesäßtasche und holte eine von Trons Visitenkarten hervor, die sie an Deacan weiter reichte.
„Ich brauchte nur zu warten, bis Sie sich irgendwo einloggen würden. Und wie der Zufall es wollte, war ich gerade unterwegs nach Janus IV. Ich konnte nur hoffen, dass sie noch immer mit Chyna unterwegs waren. Was ja anscheinend der Fall ist.“
Sera Dawson ließ ihre Blicke quer durch Deacans Zimmer streifen. Der Privateer erinnerte sich an die Grundregeln der Gastfreundschaft.
„Kann ich Ihnen etwas anbieten?“
„Sicher, gern.“
Er legte die Visitenkarte aus der Hand und begab sich in Richtung Küche. Allerdings nicht ohne Grund. Im Kücheneingang befand sich ein Spiegel, von dem aus Deacan das gesamte Zimmer überblicken konnte. Er selbst blieb dabei nahezu unsichtbar, denn die Küche war recht dunkel gehalten, außerdem war der Blickwinkel, den Dawson auf die Küchentür und den dahinter befindlichen Spiegel hatte, recht ungünstig.
Sera Dawson selbst blieb jedenfalls artig sitzen, machte keinerlei Anstalten aufzustehen. Ihre Geschichte klang eigentlich recht glaubwürdig, trotzdem blieb Deacan vorsichtig. Mit zwei Gläsern und einer Flasche Wein kehrte er ins Zimmer zurück. Er stellte alles auf einen kleinen Tisch ab, schob diesen dann vor das Sofa. Dann nahm er neben Sera Dawson Platz, während er die Flasche öffnete.
„Wissen sie, was mich brennend interessiert?“
Sera Dawson nahm ihr Glas in die Hand, ließ Deacan einschenken.
„Was hat Chyna dazu veranlasst, sich mit Ihnen zusammen zu tun?“
„Ist das ungewöhnlich?“
„Für Chyna schon. Wissen sie, Chyna ging Männern normalerweise immer aus dem Weg. Eine Ausnahme war nur dann drin, wenn der Mann ihr irgendwie von Nutzen sein konnte.“
„Vielleicht habe ich ja einen großen Nutzfaktor für Chyna. Wer weiß?“
„Ja, Sie müssen wirklich etwas besonders sein, wenn die Kleine sogar ihren Jäger aufgibt. Sie glauben gar nicht, wie sehr sie an dem Teil hing.“
Sie nippte am Glas.
„Sagen Sie, Sie haben nicht zufällig was zu Essen im Kühlschrank? Das Essen in der Fähre ist ja an sich nicht schlecht, aber man merkt deutlich, dass es manchmal monatelang gelagert wird, bevor man es serviert bekommt.“
Deacan stand auf, lenkte seine Schritte wieder in Richtung Küche.
„Mal sehen, was sich machen lässt.“
Kaum dass er in der Küche verschwunden war, kam plötzlich Bewegung in Sera Dawsons Körper. Deacan konnte das im Spiegel bewundern.
Sera Dawson beugte sich über den Tisch, sie schien etwas aus ihrer Hand in sein Glas fallen zu lassen. Also doch Ärger. Nun ja, war auch nicht anders zu erwarten.
Deacan pfiff leise vor sich hin, während er den Kühlschrank ausräumte. Er zauberte ein paar belegte Brötchen hervor, dazu etwas frischen Salat, einige Sachen zum knabbern. All dies stellte er auf ein Tablett und begab sich damit wieder zu Sera Dawson aufs Sofa.
Dann warf er einen Blick auf sein Glas. Der Wein darin war nach wie vor von rötlicher Farbe, was auch immer sie hinein getan hatte, es hatte sich komplett aufgelöst. Sera Dawson griff sich eins der Brötchen und begann zu essen.
„Kompliment. Sie scheinen eine Ausnahme von der Regel zu sein.“
„Regel?“
„Das Männer nicht kochen können.“
„Ich habe auch nichts gekocht. Sie sehen also, dass diese Regel sich hier nicht überprüfen lässt.“
Sera Dawson legte ein Lächeln auf, das einen Eisberg zum Schmelzen gebracht hätte. Deacan fuhr sein Schutzschild dagegen aus, bildlich gesprochen. Er rückte ein wenig weiter von Dawson weg, sie bemerkte das natürlich sofort.
„Nervös?“
Sie schlug provozierend die Beine übereinander.
„Keineswegs.“
Er sah sie etwas genauer an. Groß und schlank, die richtigen Proportionen am richtigen Ort, langes, glattes Haar von dunkler Grundfarbe, ein wenig mit blond vermengt. Deacan glaubte sogar einen leichten rötlichen Schimmer zu erkennen. Zusammengefasst ein netter Anblick, irgendwie sogar zum Anbeißen.
Tja, er stand aber eher auf Chyna, und diese Frau war außerdem damit beschäftigt, ihn im wahrsten Sinne des Wortes zum Schweigen zu bringen. Es war egal, ob sie ihn nun ein Narkotika oder ein Gift in den Wein getan hatte, sie war jedenfalls bei Deacan so ziemlich unten durch. Nein, ein anständiger Privateer griff zum Steuerknüppel. Oder eben zum Blaster. Aber nicht zur Giftküche.
Deacan interessierte jetzt nur noch eins, wer sie geschickt hatte. Er beschloss, dem Spiel ein wenig Würze zu verpassen. Er griff zum Glas, besser gesagt zu beiden Gläsern und vertauschte sie vor ihren Augen. Dazu legte er ein breites Grinsen auf.
Dann leerte er ihr Glas in einem Zug. Die Dame wurde blass. Es war ihr anzusehen, dass sie nach Worten suchte. Deacan kam ihr aber zuvor. Er hielt ihr sein Glas hin. Ihre Verwirrung sprach Bände.
„Nein danke, wirklich nicht.“
Sanft versuchte sie, seine Hand mit dem Glas weg von ihren Gesicht zu drücken. Für Deacan war das die Bestätigung schlechthin.
„Ihnen schmeckt wohl der Wein nicht, mh?“
„Doch schon. Ich vertrage nur nicht soviel, wissen Sie.“
„Ach so. Ansonsten hätte ich auch noch andere Getränke im Kühlregal. Ohne Alkohol vielleicht?“
Deacan stellte das Glas wieder auf den Tisch, sein Gast atmete hörbar auf. Er stand auf, ging wieder in Richtung Küche. Von dort aus beobachtete er Sera Dawson, die eilig das leere Glas auffüllte und dann beide Gläser wieder vertauschte.
Sie schien wohl immer noch zu hoffen, das Deacan nur Spaß gemacht und sozusagen aus Jux das Gläserrücken veranstaltet hatte.
Der Privateer hatte genug von dem Spiel. Er erinnerte sich, das Manley eine Zweitwaffe zurück gelassen hatte. Diese lag nebenan im Schlafzimmer. Manley hatte sie Deacan da gelassen, er hatte zwar dankend abgelehnt, aber die Agentin hatte darauf bestanden.
Jetzt wollte er den Blaster aber für sein Spiel benutzen. Er ging schnurstracks an Sera Dawson vorbei ins Schlafzimmer, sie sah ihm nur mit leichter Verwunderung hinterher. Manleys Blaster lag noch immer auf seinem Kopfkissen, an jener Stelle, wo er sie hin verfrachtet hatte, nachdem Manley sie ihm aufgezwungen hatte. Deacan hob sie hoch. Sie war geladen, die Ladeanzeige für die Energiezelle stand fast auf Maximum. Er steckte sie hinten in den Hosenbund, direkt neben das Messer.
Dann kehrte er zu seinem Gast zurück, blieb jedoch erst einmal in der Tür stehen.
„Irgendwas nicht in Ordnung?“
Dawson mimte die Coole.
„Nein, alles bestens. Ich habe nur eine kleine Bitte.“
„So? Und was wäre das?“
Dawson machte sich ein wenig auf dem Sofa lang, versuchte noch mehr die Verführung in Person zu sein.
„Trinken Sie.“
Deacan wies auf die Gläser.
„Gut, wenn es Ihnen so viel Freude bereitet, mir dabei zuzusehen...“
Wie Deacan es ahnte: sein Gast griff zum frisch aufgefüllten Glas und leerte es mit wenigen Schlucken. Dann stellte sie es wieder hin.
„Wollen Sie nicht auch etwas trinken?“
Dawson füllte das Glas wieder nach.
„Vielleicht mit mir zusammen?“
Wie niedlich.
„Nein, ohne Sie. Trinken Sie.“
In Deacans Stimme war eindeutig seine Stimmung zu hören, die sich langsam aber sicher verschlechterte. Dawson griff wieder zu Ihrem alten Glas, Deacan hingegen zum Blaster. Er zog die Waffe hinter seinem Rücken hervor.
„Nicht dieses Glas, sondern das andere.“
Er ging einige Schritte auf Dawson zu, sie sollte sehen, was genau er da in seinen Händen hatte. Diesmal wurde die Dame richtig blass. Da sie keinerlei Anstalten machte, das betreffende Glas auch nur in die Hand zu nehmen, richtete er die Mündung des Blasters in Richtung ihres Kopfes.
„Spreche ich etwa undeutlich, Sera Dawson?“
Keine Reaktion. Um seiner Aufforderung etwas mehr Nachdruck zu verleihen, drückte Deacan einfach den Abzug durch. Der Schuss traf ein Kissen, das neben Dawson lag. Unzählige Federn wirbelten umher, etliche landeten auf Dawsons Haupt und ihrer Kleidung.
Na toll. Jetzt sah sie wirklich zum Anbeißen aus, wie ein kleiner Engel, der eine wüste Kissenschlacht angezettelt hatte. Leider ein kleiner Engel mit bösen Absichten. Dawson merkte, dass Deacan nicht spaßte. Widerwillig stellte sie ihr Glas ab und nahm das andere in die Hand.
„Na los, ich warte.“
Sie schien zu überlegen. Weitere Sekunden verstrichen.
„Meine Geduld ist nicht unerschöpflich, Sera Dawson. Falls das Ihr Name ist. Entweder Sie kippen sich das Zeug runter, oder Ihr hübscher Schädel verziert meine Wand. In lauter kleinen Stücken. Eins, zwei...“
„Drei.“
Dawson kippte den Inhalt des Glases auf den Tisch aus.
„Okay, Sie haben mich. Zufrieden?“
Sie fühlte sich sichtlich unwohl und ließ ihren Blick nicht von der Mündung des Blasters.
„Wer hat Sie geschickt?“
Deacan blieb auf seiner Position, von hier aus konnte er Dawson bestens unter Kontrolle halten.
„Jemand gab mir Sechzehntausend Credits und ein Narkotika. Ich hatte nicht die Absicht, Ihnen zu schaden.“
„Woher wollen Sie wissen, dass es sich dabei tatsächlich um ein Betäubungsmittel handelt?“
Dawson überlegte.
„Punkt für Sie.“
„Den Namen Ihres Auftraggebers.“
Deacan wurde etwas lauter. Dawson senkte ihren Blick.
„Ich kenne ihn nicht.“
Prima. Ein wirklich unproduktives Gespräch.
„Sie wissen, dass ich Sie an die CIS übergeben könnte? Die Gesetze des Tri-Systems sind recht eindeutig. Mord ja, aber nur, wenn der Auftraggeber bekannt ist.
Namentlich. Und mit seiner ID-Card. Und es muss einen nachvollziehbaren Grund dafür geben. Ich glaube kaum, dass Sie mit so etwas aufwarten können. Oder?“
Dawson gab keine Antwort, sie versuchte, seinen Blicken auszuweichen.
„Ihr gottlosen verfluchten Söldner. Obwohl ich stark bezweifle, dass Sie tatsächlich ein Privateer sind. Mal ehrlich, kennen Sie Sera McCumber wirklich? Oder hat Ihr Auftraggeber Sie mit Informationen versorgt?“
„Letzteres.“
Deacan begann ernsthaft nachzudenken. Steckte Ricards dahinter? Oder jemand anderes, noch schlimmeres? Der Privateer bezweifelte sehr stark, dass Ricards überhaupt wusste, dass er wieder unterwegs war.
Es gab also vermutlich einen weiteren Spieler auf dem Feld, der den Vorteil hatte, noch unbekannt zu sein.
„Können Sie mir Ihren Geldgeber wenigstens beschreiben? Wie sah er aus?“
„Er war eine sie.“
Wieder eine Pause. Wenn das Gespräch in diesen Tempo weiter ging, würde er noch heute Nacht hier sitzen.
„Weiter im Klartext.“
„Ich habe sie nur einmal kurz gesehen, das war vor zwei Tagen, nachts. Auf Crius. Wir trafen uns auf der Rückseite meines Motels, es war recht dunkel, ich kann Ihnen nur sagen, das sie etwa einen Meter sechzig groß war, vermutlich hatte sie rotes Haar. So um die vierzig Jahre alt.
Ich erhielt von ihr ihre Visitenkarte, außerdem eine Menge an Informationen Sie und Sera McCumber betreffend. Den ersten Kontakt hatte sie über mein MACS getätigt, ich war in Geldschwierigkeiten, mein Jäger war schwer beschädigt worden. Sie wusste, dass ich dringend Geld benötigte. Fragen Sie mich nicht, woher.“
„Haben Sie sich nicht gefragt, woher sie Ihre Situation überhaupt kennen konnte? Ist das nicht ungewöhnlich?“
Dawson nickte.
„Sie zahlte sofort, nur das war wichtig für mich. Keine Fragen, hieß es. Ich ließ meine Maschine instand setzen, dann kam ich hierher.“
„Um sich eine Menge Unannehmlichkeiten und Scherereien aufzuladen. Gratulation, das ist Ihnen perfekt gelungen.“
Deacan griff nach seinen MACS, das noch immer auf einen Stuhl im Raum lag und stellte das Gerät auf Scanmodus. Vielleicht gelang es ja die Mixtur, die ihn diese Frau ins Glas getan hatte, zu identifizieren.
Viel war vom Glasinhalt nicht mehr vorhanden, der Grossteil war vom Tisch herunter auf den Teppich gelaufen. Doch das Glück blieb Deacan treu. Nach wenigen Sekunden lieferte der Scann erste Ergebnisse.
Ein Betäubungsmittel. Interessant. Wenn es nur darum ging, ihn ruhig zu stellen, würde mit Sicherheit in Kürze jemand hier auftauchen. Vielleicht um ihn mitzunehmen, vielleicht aber auch um ihn kalt zu machen. Schöne Aussichten.
Und seine Unterstützung war unterwegs, einkaufen. Deacan hoffte, dass zumindest Manley vielleicht etwas früher von ihrem Treffen mit Teanna und Ivy wieder kommen würde.
Dawson war für ihn ehrlich gesagt wertlos. Sie diente hierbei nur als Werkzeug und war austauschbar. Vermutlich wusste sie nicht einmal, dass sie sich selbst in Gefahr gebracht hatte, denn nicht selten wurden Leute, die ihren Auftrag vermasselten, still und leise entfernt.
Daneben passierte es aber auch, dass selbst auf eine Erfolgsmeldung statt des Lohns der Tod lauerte. Sera Dawson steckte jedenfalls bis zum Hals in Schwierigkeiten. Und Deacan war dabei noch der angenehmste Teil. Er setzte sich auf einen Stuhl, hielt jedoch etwas Abstand zu Sera Dawson ein. Die wurde immer unruhiger.
„Was werden Sie mit mir machen?“
Deacan lächelte teuflisch böse.
„Ich überlege noch. Vielleicht erschieße ich Sie, vielleicht wandern Sie in die Gefängnishöhlen von Hades. Wer weiß?“