Da er - im Augenblick zumindest – nicht offiziell zur Fahndung ausgeschrieben wurde, begab Deacan sich zu später Stunde wieder zum Raumhafen von Hermes.
Erstens wollte er nach Monica und Jenna Ausschau halten, zweitens wollte er noch einmal mit Joe, dem Besitzer des Sinner’s Inn sprechen. Es war ausgesprochen ruhig, er lief zwar mehrfach anderen Söldnern über den Weg, die grüßten ihn aber nur freundlich und gingen dann wieder ihres Weges. Innerlich war Deacan aber sehr unruhig. Er ahnte, das Ricards nicht so ohne weiteres die Sache auf sich beruhen lassen würde.
Sein erstes Ziel waren aber die Anschlagtafeln des CCN. Er wollte es nicht riskieren, einen Auftrag der Gilde anzunehmen, da Ricards dann wüsste, wo er sich befand. Zudem: Credits konnte man immer gut gebrauchen, auch wenn die Prämien der CCN alles andere als üppig waren.
Er war allerdings nicht der einzige, der hier nach einem Job suchte. Vor ihm stand eine junge Dame, die sich offensichtlich zum ersten Mal ins Terminal des CCN-System einloggte. Amüsiert beobachtete Deacan die Bemühungen des dunkelhaarigen Girls, Zugriff zu bekommen. Sie strich immer wieder einzelne Haarsträhnen aus ihren Gesicht und verlor langsam die Geduld. Nervös sah sie sich um, war sich aber wohl zu fein, um Hilfe zu bitten.
„Verflucht, wieso funktioniert das Ding nicht!”
Sie trat wütend gegen die Bodenplatte. Deacan hatte genug gesehen.
„Versuchen Sie es mal mit Freundlichkeit.” Er bekam einen Blick zugeworfen, der nur eines bedeuten konnte: du kannst mich mal! Sie holte tief Luft, stemmte ihre Arme in die Hüfte und drehte sich langsam um. Deacan verzog jetzt keine Miene.
„Also?”
„Also was? Hören Sie, ich brauche keine Hilfe, verstanden?” Der Söldner fuhr sich mit der Hand quer übers Gesicht.
„Sicher? Wann soll ich dann wieder kommen, ich meine, wann sind Sie fertig, mit was auch immer?”
Sie zeigte auf das Display. „Hören Sie, was kann ich dafür, wenn dieses blöde Ding hier meine ID-Karte nicht anerkennt?” Deacan sah nach unten, um sein Grinsen ein wenig zu verbergen.
„Nun, die ID-Card allein genügt nicht, um hier Zugriff zu bekommen.” Jetzt war sie es, die versuchte, ihren Blick zu verstecken. Nervös trat sie von einem Fuß auf den anderen. Er sah sie jetzt wieder an, so ganz war das Grinsen aber noch nicht aus seinen Mundwinkeln verschwunden. Er trat einen Schritt auf sie zu.
„Darf ich...?” Sie nickte leicht. Er griff nach ihrer Hand, sie zog sie zurück.
„Moment, so haben wir nicht gewettet!”
Deacan wies auf eine kleine Fläche neben dem Anzeigendisplay.
„Dort müssen Sie ihre Hand drauflegen. Sie wird eingescannt, um sicher zu gehen, dass ihre ID-Card nicht von Fremden benutzt wird.” Sie wirkte etwas beschämt, legte aber ihre Hand auf die Scannerfläche. „Merken Sie sich, welche Hand Sie da drauf hatten. Ihr Name?”
Sie sah ihn wieder seltsam an. „Nicht für mich, für Ihren Zugang.”
„Ach ja, nun - McCumber, Chyna McCumber.” Plötzlich erschien auf dem Display die Worte „Willkommen”.
Deacan machte eine einladende Handbewegung. „Sehen Sie, und genau so machen Sie das jetzt jedes Mal. Übrigens, Sie sind gerade fünfzig Credits los geworden.”
„Wieso?”
„Die übliche Anmeldegebühr. Ist aber nur einmal zu zahlen. Sie sollten sich nach Anhur begeben, dort befindet sich die Zentrale der CCN. Wenn sie sich dort als Privateer melden, bekommen Sie jedes Mal, wenn sie das CCN-System nutzen, eine aktuelle Liste mit kleinen Kampfaufträgen, die einigermaßen Geld einbringen.” Sie wandte sich dem Display zu, Deacan trat respektvoll einige Schritte zurück.
„Darf ich Sie zum Essen einladen? Ich meine als kleines Dankeschön?” Sie drehte ihren Kopf in Richtung ihres Gesprächspartners.
„Nun gut, warum auch nicht.” Deacan ließ seinen Blick an ihr auf und ab wandern. Sie war wohl noch sehr jung, vielleicht Mitte Zwanzig. Möglicherweise stand ihm ja noch ein netter Abend bevor.
Er ließ es sein, selbst noch einmal das CCN-System zu nutzen, und verließ mit seiner neuen Bekanntschaft das Handelszentrum, dass er bereits beobachtet wurde, bemerkte er noch nicht...
Seine Begleitung zeigte Geschmack, zumindest was das Lokal anging. Zwar war Deacan nicht unbedingt ein Freund der Kochkünste vom Planeten Hermes, aber da er die Rechnung diesmal nicht selber tragen musste, war ihm das egal.
Sera McCumber schien sich auf Hermes gut auszukennen, sie steuerte ohne Umweg sofort ihr Ziel an. Deacan versuchte sich die Umgebung irgendwie einzuprägen, er kannte diesen Stadtteil, der anscheinend zu der Oberschicht von Hermes gehörte, nicht besonders gut und wollte langes Suchen zum Raumhafen verhindern.
Schließlich erreichten sie ein Lokal mit Namen Saint Croix. Von außen wirkte es sehr teuer, alles war im neofranzösischen Stil erbaut. Sogar der Anstrich der Fassade schien mindestens einmal im Jahr erneuert zu werden.
Der Ober empfing Sera McCumber mit freundlichen Worten, daraus schloss Deacan, dass sie hier öfter zu essen pflegte. Die Blicke, die der Ober allerdings für Deacan übrig hatte, waren nicht gerade sehr freundlich.
Okay, er war halt nur ein Söldner, er rasierte sich nicht jeden Tag, aber auch er atmete nur Luft... Deacan war das aber gewöhnt, er schwieg und folgte seiner neuen Bekanntschaft zum Tisch.
„Schon mal hier gewesen?”
Er wollte erst ja sagen, sah sich kurz um. „Nicht direkt, ich war aber schon mal in der Nähe.”
Gut gelogen. Er fühlte sich sichtlich unwohl. Keine zwei Tische weiter saßen zwei ältere Paare, die sich von Deacans Aufzug gestört fühlten. Jedenfalls wurde dort immer wieder auf Deacan gezeigt und getuschelt.
Der Privateer warf den Leuten einen Blick zu, der eiskalt seine Meinung widerspiegelte. Chyna McCumber griff sich die Speisekarte.
„Soll ich für Sie wählen?”
Deacan lehnte sich gelangweilt über den Tisch. „Bitte, wenn es Ihnen Spaß macht.”
Sie sah leicht über die Karte auf ihren Gast. „Wissen Sie, was ich unfair finde? Da lade ich einen wildfremden Mann ein, und der verschweigt einfach seinen Namen.” Deacan glaubte ein leichtes Funkeln in ihren Augen zu erkennen.
„Ser Deacan Tron. Reicht das, oder soll ich noch meine Lebensgeschichte dazu packen?”
Sie senkte die Karte. „Warum denn so unfreundlich? Das waren doch Sie, der da sagte: versuchen Sie es mal mit Freundlichkeit, oder?”
„Tut mir leid, aber irgendwie ist das heute nicht mein Tag.”
Der Privateer mühte sich ein Lächeln ab. Der Kellner erschien mit Getränken auf einem Tablett. Er griff zur Weinflasche, hielt sie ihr unter die Nase. „Wie immer, ein Wein vom Feinsten.” Sie nickte zustimmend, der Kellner begann, einzuschenken.
Deacan sah eher zufällig in das Glas, das der Kellner vor ihm abstellte. Und sein Blick wurde ernst. Denn in dem klaren Wein sah er sehr deutlich einen kleinen roten Lichtpunkt, der mit Garantie nicht von der Deckenbeleuchtung stammte. Ein Laser, wie er normalerweise auf Schusswaffen montiert wurde! Der dazu passende Schütze musste irgendwo in der Nähe sein, er hatte aber keine freie Schussbahn, das erkannte Deacan schnell. Er rückte seinen Stuhl ein wenig weiter in den Raum, um zu verhindern, dass das Zielgerät ihn doch noch erfassen würde. Sein Blick blieb an McCumbers Tasche hängen.
„Sagen Sie, haben Sie vielleicht etwas Make-up wie zum Beispiel Puder dabei?” Sie sah ihn komisch an.
„Glänzt meine Nase, oder brauchen Sie es für Ihre? Sagen Sie, Sie sind doch normal, oder etwa nicht? Gibt es etwas, was ich nicht weiß?”
Ups. Der Söldner begriff, die Frage war blöd, trotzdem, er brauchte genau das, wonach er gefragt hatte. Also, anders.
„Wissen Sie, was ein Zielpunktprojektor ist?” Er wies auf sein Glas. Jetzt sah auch sie den roten Lichtpunkt.
„Puder, richtig?” Deacan nickte, sie griff in ihre Handtasche und zog eine kleine Dose hervor.
„Und wozu?” Deacan antwortete nicht, er öffnete die Dose, und blies ein wenig des Puders in die Luft. Zwischen den Staub konnte man jetzt sehr deutlich den Richtstrahl sehen.
„Sehen Sie, das Zeug ist nicht nur fürs Näschen da. Ich glaube, da will doch jemand tatsächlich auf uns schießen. Und der das versucht, sitzt da drüben in dem Haus. Zweite Etage, würde ich mal so sagen.”
„Und nun?”
„Statten wir ihm doch einen kleinen Besuch ab.” Er zeigte in Richtung Küche. „Wir nehmen den Hinterausgang. Ich hoffe, dass Sie nicht allzu böse sind, ich meine wegen des Essens und so.”
Sera McCumber zuckte kurz mit den Schultern, wollte aber wenigstens noch einen Schluck Wein zu sich nehmen. Deacan stand auf, immer bemüht, den Richtstrahl aus dem Weg zu gehen. Er schob den Kellner grob beiseite, dann griff er ihre Schulter und zog sie mit sich.
Sie behielt das Glas in der Hand und folgte Deacan. Der kämpfte sich durch die Küche. Dort reagierte man gelassen auf sein Erscheinen, man kannte ihn nicht und wollte wohl auch nicht wissen, wer er ist und was er hier zu suchen hatte. Es wäre ja möglich, dass er sauer reagieren und einigen Leuten möglicherweise die Hälse umdrehen könnte. Vorbei an Kochtöpfen, Pfannen und allerlei Geschirr erreichten sie den Hinterausgang.
Deacan orientierte sich kurz, dann suchte er nach einer Möglichkeit, den Gegner vor seinen Scanner zu bekommen. Er fand sie schließlich in Form einer kleinen Mauer, er kletterte hinauf und konnte somit über das Dach des Lokals sehen. Sera McCumber wartete unten ungeduldig.
„Und? Was ist jetzt?”
Deacan sah kurz nach unten. „Moment noch.” Er griff zum MACS und stellte den aktiven Scann ein. Das Gerät zeigte innerhalb von Sekunden einen Grundrissplan des Gebäudes und suchte dann nach Wärmequellen.
Etage für Etage. In der zweiten dann: Volltreffer! Für das ungeübte Auge war kaum ein Unterschied zwischen den unzähligen Plasmaleitungen und der dort anwesenden Person auszumachen, Deacan allerdings erkannte die leichten Bewegungen der Zielperson. Sonst schien niemand im Haus zu sein. Zufrieden begab er sich wieder nach unten. Sera McCumber kam interessiert näher, sie versuchte einen Blick auf seinen Scanner zu erhaschen. Der hielt ihr das Gerät kurzerhand unter die Nase.
„Zwei Wege führen nach oben. Der eine ist versperrt, mit jeder Menge Müll. Aber der hier ist ideal, um mal kurz Hallo zu sagen.”
Deacan wollte sich gerade auf den Weg machen, als sie ihn zurückhielt.
„Eine Frage bitte. Ist es normal, dass Sie als Zielscheibe dienen? Oder ist das heute hier das erste Mal?”
Deacan wischte sich mit der Hand übers Gesicht.
„Die Wahrheit?”
Sie sah ihn aufmerksam an. „Nun ja, wie soll ich es sagen - es gibt Tage, da geht alles schief. So wie heute. Aber ich werde Ihnen das später erklären, in Ordnung? Sehen Sie es einfach als kleines Abenteuer am Rande.”
Eigentlich würde sie sich nicht damit zufrieden geben, aber irgendwie schien die Aussicht auf etwas Adrenalin sehr verlockend zu sein.
Sie machte eine Handbewegung, als würde sie Deacan einladen, zu was auch immer. Der nickte zustimmend und begab sich leise und langsam auf das zuvor gescannte Haus zu.
Offenbar hatte der Schütze immer noch nicht gecheckt, das Deacan und McCumber schon auf und davon waren. Jedenfalls zeigte das MACS ganz deutlich, dass er noch immer am Fenster kniete und sein Ziel suchte. Er bemerkte auch nicht, wie sein Ziel und dessen Begleitung die Gasse überquerten und durch die aufgebrochene Tür eintraten.
Licht gab es hier keines, aber das Restlicht von der Strasse genügte auch. Sera McCumber zeigte in Richtung des Liftes, aber Deacan entschied sich dagegen. Erstens war der Lift vermutlich sowieso nicht mehr in Betrieb, und selbst wenn, wäre das eine erstklassige Falle für beide. Der Attentäter müsste schon taub sein, um den Lift zu überhören.
Also blieb die Treppe. Die war allerdings auch nicht besser, der Zahn der Zeit hatte deutliche Spuren an ihr hinterlassen. Jeder Schritt, jede Stufe höher wurde mit knarrenden Tönen begleitet. Deacan zog die Stirn in Falten. So hatte er sich das nicht vorgestellt.
Als sie endlich die gewünschte Etage erreichten, tauchte ein neues Problem auf. Sera McCumber bemerkte es zuerst. Etwa in Kniehöhe hatte jemand einen dünnen Draht gespannt. Deacan griff zum MACS. Sprengstoff. Das Zeug war rechts und links an die Wände geschmiert und dann verkabelt worden. Der Scann zeigte, dass hier ein Profi am Werk war. Polycybriat. Extrem selten und teuer. Man konnte es wie Farbe auf Wände und Treppen verteilen, und der Transport war kinderleicht, erst wenn man es trocknen ließ, wurde es teuflisch, schon kleine Berührungen reichten zur Zündung.
Zum Endschärfen war keine Zeit, man kletterte vorsichtig über den Draht. Mit dem Rücken zur Wand ging man weiter in Richtung des vermeintlichen Täters. Die Tür zu dessen Raum stand leicht offen, Deacan versuchte, einen kurzen Blick in das Innere zu werfen.
Dummerweise warf er so ungewollt einen Schatten in den Raum, den der Täter offenbar bemerkte. Jedenfalls hörte er das Geräusch eines Blasters, der geladen wurde.
Er sah kurz auf McCumber, die begriff sofort: Runter! Zahllose Schüsse durchsiebten die Wand, einige davon verfehlten Deacan nur knapp. Das wirklich Dumme an diesen Waffen war nur, dass sie sehr, sehr oft feuern konnten, bevor ihre Energie zur Neige ging.
Sera McCumber griff in ihre Handtasche, und zog ein kleines Gerät heraus.
„Das ist ein Geschenk von meinem Dad. So eine Art Mittel gegen Typen wie den da.”
Sie wies Deacan an, sich die Ohren zu zuhalten, dann warf sie ihr „Mittel” zu dem immer noch schiessenden Kerl in den Raum. Zunächst geschah nichts.
Dann aber brach die Hölle los. Ein Kreischen, das durch Mark und Bein ging. Deacan versuchte erst gar nicht, sich vorzustellen, wie es wohl dem Kerl auf der anderen Seite der Wand erging. Nach etwa zehn Sekunden war es dann vorbei. Die Stille war einfach befreiend.
Deacan hob vorsichtig den Kopf. Mit all dem Kalk und Mauerwerk, der von ihm herab rieselte, musste er einen bizarren Anblick bieten. McCumber sah aber auch nicht anders aus.
„Gibt es dieses Mittelchen auch auf Rezept?”
Er stand auf, aber langsam. Er wollte erst die Tür öffnen, doch sie kam ihm zuvor. Sie betrat den Raum, wedelte mit der Hand den Staub weg.
„Da liegt der Komiker. Ich fürchte nur, dass der vorläufig keine Fragen beantwortet. Der dürfte nämlich taub sein.”
Deacan zeigte kein Interesse an ihrer Bemerkung, das hier war eindeutig wichtiger. Der Schütze lag mit dem Gesicht zum Boden, Blut lief aus seinen Ohren, offenbar waren ihm beide Trommelfelle geplatzt. Der Söldner drehte ihn auf den Rücken.
Nein, dieses Gesicht kannte er nicht. Seine Kleidung ließ auch keine Rückschlüsse auf seine Herkunft zu. Auf der Suche nach Hinweisen durchsuchte er die Hosentaschen des Unbekannten.
Wieder nichts. Keine ID-Card, nichts. Nur der Blaster sowie die Scharfschützenwaffe blieben noch.
„Und?”
Sera McCumber stand hinter Deacan, sie sah ihm über die Schulter.
„Nichts zu machen. Die Seriennummer fehlt, rausgeätzt. Vermutlich stammt die Waffe aus alten Armeebeständen.”
Er warf noch mal einen Blick auf den Täter. Der war noch immer ohne Bewusstsein, und dieser Zustand würde auch noch einige Zeit andauern. Sera McCumber ging jetzt auch in die Knie, sie wollte Deacan wohl irgendwie helfen.
„Was ist mit seiner Uhr?” Sie wies auf das Handgelenk.
„Nun, davon gibt es Tausende. Ist keine Sonderanfertigung, und nicht viel wert. Lass sie ihm.”
Doch die Dame war neugierig. Bei ihrer kleinen Untersuchung rutschte der Ärmel des Unbekannten ein wenig nach oben. Auf der Haut wurde eine Zeichnung sichtbar, ein Tattoo.
Jetzt fand auch Deacan sein verlorenes Interesse wieder. Er zog den Ärmel ganz nach oben. Erstaunt zog er die Augenbrauen hoch.
„Schau an, der Kiowan-Clan macht also auch Hausbesuche.”
Sera McCumber verstand nicht ganz, was ihr Gegenüber damit meinte. „Wie bitte?” Deacan strich sich nachdenklich übers Haar.
„Ein Kiowan. Ich schätze mal, der wird sicher irgendwo gesucht. Das ist nichts weiter als ein Pirat. Abschaum, Müll oder wie ich sie nenne: Prämie. Allerdings habe ich noch nie gehört, das diese Typen Aufträge zum Mord annehmen. Dafür gab es bisher Söldner.”
„So wie du?”
Deacan wandte seinen Blick vom Piraten ab, hin zu Sera McCumber. „So wie ich.” Sie rückte etwas näher an ihn heran.
„Was machen wir mit dem da?”
„Der medizinische Dienst wird sich um ihn kümmern. Wir sind dann aber schon weg.”
„Soll das heißen, sie erstatten keine Anzeige?”
Deacan stand auf. „Zwecklos. Der lebt sowieso nicht lange genug, um zu plaudern. Seine Freunde werden dafür sorgen. Da ist selbst die CIS machtlos. Vor allem hier auf Hermes.”
Er deutete ihr mit einer Kopfbewegung an, zu gehen. Danach rief er über das MACS den Notarzt. Vermutlich würde der Kiowan inmitten des Transports verschwinden. Oder der Transport selbst würde in die Luft fliegen. Die CIS wäre so oder so nicht in der Lage, die Sache zu verhindern.
Deacan gingen Tausende Gedanken durch den Kopf. Schon wieder Kiowan. Erst im All, jetzt hier. Eine Verwechslung konnte er ausschließen, in der heutigen Zeit gab es so etwas wie Irrtümer nicht mehr.